Lange Zeit war ich auf der Suche nach mir. Sehnsuche.
Wollte wissen, wer ich bin, woher ich komme und wozu ich hier bin.
Dachte ich hätte mich verloren, dabei hatte ich mich nie gefunden.
So fühlten sich im Rückblick mehr als 30 Jahre meines Lebens an.
Dann gab es einen mächtigen Ruck in meinem System und ich brach zusammen.
Es ging nicht mehr. Nichts mehr. Das Leben sprach zu mir. Meine Seele schrie.
Einem Freund sagte ich damals: Ich fühle mich entwurzelt.
Heute sage ich, dass ich bis dahin keine Wurzeln hatte.
Mein Weg begann. Durch die Tiefe, den Schmerz, der Traurigkeit und unglaublich viel Wut.
Ich suchte mich. Erst in anderen Menschen. Gab ihnen die Schuld an meinen wunden Wurzeln.
Weinte und jammerte, weil mich niemand sah. Spürte das Kind in mir mit soviel Schmerz und Einsamkeit.
Ich ging weiter. Wählte Leben und wollte mich finden.
So begann meine Reise zu mir. Tief. Echt. Lebendig.
Lies es zu zu fühlen. Und all die ungeweinten Tränen zu weinen.
Mutete mich zu. Meinem Mann, meinem Kind, meiner Mutter,
meiner Schwester, meinen Freunden, meinen Chefs.
Es ging nicht mehr anders.
Ich konnte nichts mehr verstecken. Ich verlor Freunde, da sie mich nicht verstanden.
Und es war gut so. Es hat lange gedauert, dass ich so sein konnte. Es mir erlaubte.
Warum ich das heute so offen schreibe?
Weil ich glaube, dass es wichtig für uns alle ist, dass wir uns einander zeigen.
Mit den Wunden, dem Kummer und den Geschichten.
Mit all dem.
Daraus entsteht Vertrauen.
Ineinander und füreinander.
Verständnis und Wurzeln.
Heute fühle ich mich.
Ich lerne mich immer noch tiefer kennen und erkenne mich.
Was für eine unfassbar aufregende Reise dieses Leben doch ist.
Eine Forschungsreise. Heimkommen.
Heute bin ich mehr als froh, dass ich hier bin.
In diesem Leben. Das ich erfahre.
Meine Seele jubelt.
Heute kann ich sagen: Ich liebe mich.
Das wäre mir früher unmöglich gewesen.
Ich schreibe das auch für dich.
Damit auch du dich zeigen magst.
Mit allem. Dafür sind wir hier.
Wir sind hier um uns zu leben, uns zu lieben und um uns zu verschenken.
Das ist meine Wahrheit
© Alexandra Thoese