Je weiter ich zu mir reise, desto näher komme ich dem sensitiven Kind in mir. Es ist die, die schon als Kleine soviel fühlte. So vieles wahrnahm und nicht verstand.
Die Kleine, die keine Grenzen spürte und automatisch mit anderen verschmolz. Die Kleine, die nicht wusste, dass es oft nicht ihre eigenen Gefühle waren. Die Kleine, die aus Überforderung wählte in den Kopf zu gehen und sich dort zu verstecken.
Hier gibt es diesen kleinen Holzverschlag. Wie auf einem sehr alten Dachboden. Alles knarzt und ächzt, doch hier ist es leiser als mittendrin zu sein. Hier ist es sicherer. Hier gibt es Kisten und Schachteln, Schränke mit kleinen Schubladen, in die man alle Eindrücke und Erfahrungen sortieren kann. Gut abgelegt. Es ist ein Ort der Ordnung inmitten des Chaos. Hier entwickeln sich Strategien und Anleitungen für ein Leben da draußen. Hier ist die Welt in einer Ordnung.
Dadurch wird die Welt sicherer für die Kleine. Sie lernt schnell, Gefühle in Boxen zu sammeln. Diese Vorgehensweise verhindert, dass sie zu groß werden. Seitdem sie das gelernt hat, fällt es ihr leichter in dieser lauten Welt zu leben. In dieser Kammer kann sie atmen. Hier kann sie sich selbst spüren. Oft schläft sie an diesem Ort ein. Dann hört sie die vielen Stimmen nicht mehr, die auf sie einreden.
Die Erwachsene in mir lernt, dass viele Eindrücke und Gefühle die sie durchlebt in vielen Fällen nicht zu ihr gehören. Sie versteht. Das ist so wesentlich. Sie lernt zu unterscheiden. Nicht immer, da es gar nicht leicht ist. Doch sie ist auf einem guten Weg.
So erkennt sie auch, dass sie das emotionale Empfinden anderer Menschen ausdrücken kann. Es ist eine Gabe. Es ist ihr gegeben.
So lässt sie zu, wenn Gefühle aufsteigen, sich Tränen lösen, sich Worte formen oder eine Berührung entstehen will. Sie erfährt, dass sie niemals zu empfindlich oder zu zart war. Sie erfährt, dass genau dies eine ihrer Superkräfte ist.
Und sie weiß, dass Herz und Kopf in eine Einheit wachsen. Es geht nicht darum etwas weg machen zu wollen. Es geht darum es zu verbinden. Zu integrieren. Das führt zu Frieden in ihr.
Ich bin sehr dankbar für das sensitive, zartstarke, schüchterne Kind in mir. Ich liebe sie. Und ich liebe meinen Verstand, der blitzschnell und glasklar sein kann.
Mich mit allem in mir zu verbinden, ist mein Weg der Heilung. DANKE, liebes Leben. Danke, für mich und meinen Weg. Danke, dass ich dienlich sein kann.
© Alexandra Thoese